Sellrainer Hüttenrunde (20.-22. Juli 2018)

In einer großen Schleife quer durch das Sellrain zu laufen war immer schon eine Idee, die uns begeistert hat, und so schafften wir es gemeinsam mit Peter, René, Thomas und Stephanie schließlich drei Tage lang auf den Spuren der Sellrainer Hüttenrunde unterwegs zu sein. Des Weiteren sollte Heidi einen Tag lang uns wandernd begleiten und so die Gruppe komplettieren.

Der Plan war ca. 100km zurückzulegen und eine große Runde von Sellrain aus bis zum Ötztal und von dort über die Inntalschlaufe wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Tag 1 - Von Sellrain bis zur Winnebachseehütte

Pünktlich um 6 Uhr trafen wir uns alle am Wanderparkplatz knapp oberhalb von Sellrain, um den ersten Tag unserer Tour zu starten und liefen hochmotiviert ins Fotscher Tal hinein. Zunächst eine halbe Stunde auf Forstwegen, dann langsam immer steiler empor und hinein in ein wunderbar gelegenes Hochtal im hinteren Bereich des Tales. Der erste Anstieg hatte es in sich, denn es waren nicht weniger als 1600 hm bergauf zu bewältigen bis wir schlussendlich auf dem Roten Kogel standen. Peter hatte hier leichte Probleme, aber der nachfolgende Abstieg ins Lüsener Tal und der nächste Anstieg Richtung Westfalenhaus brachten die Motivation wieder zurück.

Wie sich zeigte waren wir eine tolle Gruppe, die Spaß an der Bewegung in den Bergen hatte und genossen das gute Wetter (wenngleich nicht so optimal wie vorhergesagt). Nach einigen Stunden erreichten wir das entlegen gelegene Westfalenhaus, aßen Suppe bzw. Käsebrote und freuten uns auf den letzten Aufstieg zum Winnebachjoch.

Mit beinahe 3000 hm bergauf in den Beinen querten wir Schneefelder, schmissen Schneebälle und liefen durch Blockschutt Richtung Ötztal. Die Hütte lag zu unseren Füßen und nach einer langen Tour erreichten wir diese überglücklich und knapp bevor Gewitter und Regen einen gemütlichen Hüttennachmittag einläuteten. Mit Kaffee und Kuchen gestärkt ließen wir es uns auch am Abend gut gehen und erwarteten den nächsten Morgen, auch wenn die Wettervorhersage für den kommenden Tag nichts Gutes verhieß..

Tag 2 - Von der Winnebachseehütte zur Peter-Anich-Hütte

Der zweite Tag startete mit kühlem und leicht regnerischem Wetter, wenngleich es nicht ganz so schlimm war wie angekündigt, und so stapften wir mutig unserem Plan B entgegen. Wir wollten über das Zwieselbachjoch zur Schweinfurter Hütte und von dort über die Finstertalscharte ins Kühtai laufen. Der ursprüngliche Plan des Oltrogge-Weges war uns aufgrund der Nässe zu gefährlich, aber der Weg dennoch lang genug, denn vom Kühtai aus sollte noch über den Rietzer Grießkogel der Weg zu Peter-Anich-Hütte gefunden werden.

In leichtem Nieselregen ging es los die ersten paar hundert Höhenmeter bergauf und dann traumhaft laufbar durch das Zwieselbachtal zur Schweinfurter Hütte. Auch an diesem Tag begegneten wir nur ein paar verirrten Wanderern, aber sahen bis zum Kühtai sonst keine Personen. Frohen Mutes erklommen wir die Finstertalscharte, durchquerten grasige Hänge und felsige Kare und flogen hinab in Richtung Finstertaler Sperre mit Blick aufs Kühtai. Dort erfolgte der prognostizierte Kulturschock: tausende Menschen waren unterwegs um in einem Hindernislauf über Wassergräben zu balancieren oder künstliche Rampen emporzuklettern. Nach Stunden der Einsamkeit war uns diese Veranstaltung sehr suspekt und wir wählten freiwillig den Abstieg über eine Asphaltstraße um den Menschenmassen auf dem Wanderweg aus dem Weg gehen zu können.

Gestärkt mit einer Suppe verließen wir danach möglichst schnell das Bergdorf und freuten uns wieder darauf einsam und alleine durch die Berge zu laufen. So war es dann auch, denn bis zu unserem Endpunkt sahen wir niemanden mehr..

Zunächst stapften wir hinauf Richtung Rietzer Grießkogel, den schlussendlich nur Benedikt und Georg erklommen, da wir schneller hinauf und über die leichten Kletterstellen zum Gipfel gelangten. Von hier aus liefen wir tausend Höhenmeter hinab ins Inntal und hinein in den Regen, der uns fünf Minuten vor der Hütte doch noch erwischte. Für einen angeblich reinen Regentag aber war es traumhaft zu laufen gewesen.

In der Peter-Anich-Hütte waren wir die einzigen Gäste und erfreuten uns der ungeteilten Aufmerksamkeit der netten Wirtsleute, die uns nicht nur duschen ließen (wohl auch unserem Geruch geschuldet), sondern mit zum Teil mehreren Hauptspeisen versorgten: so aß Benedikt eine Suppe mit 4 (!) Leberknödel, danach Kasspatzeln und eine Hauptportion Kaiserschmarrn! Gut, dass eine Runde Verdauungsschnaps auch angeboten wurde.

Tag 3 - Von der Peter-Anich-Hütte nach Sellrain

Der dritte Tag stand im Zeichen des Peter-Anich-Höhenweges oberhalb des Inntales, auf dem wir uns bis zum Rosskogel bewegen wollten. Zwar mit leicht schweren Beinen, denn ob der vielen Kilometer und Höhenmeter der letzten Tage war der Laufstil nicht mehr ganz so flockig locker, aber dennoch liefen wir voller Motivation und mit viel Spaß entlang eines kleinen Pfades, der sichtlich nicht häufig begangen wird - und auch an diesem Tag trafen wir praktisch niemanden auf der gesamten Strecke.

Wir liefen zur Flaurlinger Alm, stapften auf kleinen Pfaden zum Rauhen Kopf empor und danach wieder verwurzelt Richtung Innsbruck. Wolken zogen umher, die Temperaturen waren angenehm, nur das beeindruckende Panorama dieses Höhenweges wollte im Verborgenen bleiben.

Aus diesem Grund trafen wir auch die Entscheidung den Rosskogel auszulassen und das Kögele zu besteigen, welches dann auch unseren letzten Höhepunkt bildete, bevor es weit über tausend Höhenmeter danach in einem rasanten Downhill wieder ins Tal ging.

Die letzten zehn Minuten mussten wir wieder bergauf auf einer Asphaltstraße zu den Autos und dem Wanderparkplatz, wo wir es schließlich geschafft hatten: die Sellrainer Hüttenrunde.

Es waren geniale Tage mit einer witzigen und gut harmonierenden Gruppe, mit der es Spaß machte sich durch die Berge zu bewegen und die Einsamkeit der Sellrainer Berge zu erleben.