Hochkönig Man Endurance Trail

Das Rennen

 

Wir hatten uns viel vorgenommen mit dem Hochkönig Man Endurance Trail in diesem Jahr. Unser erster richtiger Ultra sollte es werden und die 85km Laufstrecke war dementsprechend gespickt mit über 5000hm bergauf. Denn wenn wir schon mal eine solche Distanz laufen, dann in einer wunderbaren Umgebung und mit einer guten Portion Alpen dabei.

Auch wenn der Bewerb eigentlich viel zu bald im Jahr stattfand, denn wir hatten bis dahin noch nicht so viele Höhenmeter in den Beinen, waren wir frohen Mutes, dass es uns gelingen würde durchzukommen. Und das war auch unser einziges Ziel - denn an eine bestimmte Zeit oder an ein hohes Tempo von Beginn an konnten wir jetzt noch nicht denken. Und mit diesem Vorsatz trafen wir uns in Maria Alm, bereit uns der Herausforderung zu stellen. Wobei die Wettervorhersage mit heftigen Unwettern nicht berauschend war...

 

 © Sportograf
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 Der Start

 

Zur Geisterstunde um Mitternacht sollten wir hinausgeschickt werden in die Nacht und in die Berge. Knapp zwei Stunden zuvor schüttete es allerdings noch aus Kübeln und die Motivation sank. Wir bereiteten uns langsam auf das Rennen vor, aßen den gesamten Tag Nudeln, dösten in der Unterkunft und packten den Rucksack, bereit viele Stunden unterwegs zu sein.

Kurz vor 23 Uhr schließlich gingen wir zum Startgelände und bekamen im Briefing nochmals alle Instruktionen über Strecke, Gelände und Witterung. Die Anspannung stieg nach und nach. So standen wir bei Gott sei Dank perfektem Wetter (das Gewitter war vorübergezogen und es herrschten angenehme Temperaturen) um Mitternacht im Startbereich - seltsamerweise in der ersten Reihe - als der Startschuss ertönte und wir uns auf den Weg in die Nacht machten.

 

 © Sportograf
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 Durch die Nacht...

 

Nach etwa 20 Minuten fanden wir uns vollkommen alleine im Wald wieder. Eine starke Gruppe war in beeindruckender Geschwindigkeit vorneweg gezogen und wir liefen unser eigenes Tempo im Vertrauen nicht zu schnell zu starten, denn es erwartete uns noch ein großes Stück Weg. An die Gesamtlänge durften wir aber nicht denken, sondern immer nur von Berg zu Berg. Die ersten Stunden im Schein der Stirnlampen waren geprägt von einer schwierig zu laufenden Strecke, von glühenden Kuhaugen, sowie von sternenklarem Himmel. An einigen Punkten wiederum trat dichter Nebel auf und wir liefen halb blind über die Almen.

Die Markierung mittels reflektierender Punkte auf Boden, Bäumen oder Steinen war genial und an Verirrung nicht zu denken. Einzig Georgs Magen rebellierte nach 4 Stunden kurzfristig, denn eine Salztablette hatte Unbehagen ausgelöst. Aber nur wenige Minuten später liefen wir wieder weiter. Nach und nach wurde es heller und um fünf Uhr konnten wir schlussendlich die Stirnlampen ausschalten und genossen das Tageslicht.

 

 © Sportograf
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 Es wird lang...

 

Die Nacht hatten wir überlebt, eine Marathondistanz hinter uns gebracht, aber das Rennen war damit noch lange nicht vorbei, denn die großen Anstiege sollten erst kommen. Schließlich wollte die Finisher Medaille hart erkämpft sein. So schnell wir konnten stapften wir den Anstieg zum Schneeberg empor und wollten uns bereits freuen endlich auf dem Gipfel zu sein (Gipfelkreuz + Bergrettung waren eigentlich ein gutes Indiz dafür), aber es kam noch ein Gipfel. Und noch einer. Und noch einer. Benedikt zählte fluchend sechs Gipfelkreuze bis der, auf unserem Höhenprofil als einer eingezeichnete Berg, bezwungen war.

Anschließend ging es hinunter zur auch psychologisch wichtigen Verpflegungsstation in Dienten bei Kilometer 55 (ca. 8Uhr 20min). Dort konnten wir auch unsere Essensvorräte (Gels und Müsliriegel) auffüllen.

 

 

 © Sportograf
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 Der letzte Berg

 

Der letzte Berg war kein Berg, sondern eine Bergkette und ein unglaublich toller Trail am Grat. Dieser verlangte beinahe danach mit vollem Tempo gelaufen zu werden, aber mit 70 Kilometern in den Beinen war das nur mehr äußerst mühsam möglich.

Wir versuchten weiter zügig voranzukommen, ließen es bergab laufen und marschierten bergauf flotten Schrittes.

Eine Tafel an der vorletzten Verpflegungsstation beim "Statzerhaus" versprach uns "nur mehr 450hm+" und auf Freude folgte dezente Verzweiflung. Denn diese paar hundert Höhenmeter bergauf waren aufgeteilt auf vier endlos scheinende Bergkuppen, die immer erst dann auftauchten, wenn wir bereits glaubten am letzten Gipfel zu sein. Nach schier endlos langer Zeit waren wir dann oben und bereit für einen letzten Downhill.  

 

 © Sportograf
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Ins Ziel

 

Nachdem wir stundenlang alleine gelaufen waren, wurden wir bei der letzten Labestation von ein paar anderen LäuferInnen des Endurance Trails eingeholt und auch die führende Dame des Bewerbes war mit dabei. Das spornte uns noch ein letztes Mal an und wir ließen die bereits schmerzenden Füße auf der abschließenden Forst- und Asphaltstraße laufen um unsere Position zurückzuerobern, was schlussendlich auch gelang.

Und dann, nach 13h45min kamen wir zurück nach Maria Alm, sahen das Ziel und waren überwältigt es geschafft zu haben! Wir hatten unseren ersten Ultra gefinished, waren mit einer tollen Zeit über die Ziellinie gekommen und auf Platz 14 (von 107 StarterInnen) gelandet. Unser ganzer Stolz in diesem Moment war die schöne, extrem schwere Medaille und die Gewissheit etwas mit Freude geschafft zu haben, das harte Arbeit, Durchhaltevermögen und Leidenschaft voraussetzt.

 

 

 © Sportograf
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Am Ende:

 

Die Beine schmerzen zwar ein wenig und die Anstrengung ist für den Körper noch spürbar, aber das Erlebnis und die Erfahrung des Ultralaufes über 85km und über 5000 Höhenmeter bleibt für immer gespeichert.

Die Erinnerung an die vielen Stunden, die wir unterwegs waren, sei es in der Nacht im dunklen Wald, bergauf steigend oder auf dem Grat laufend, bleibt in uns und füllt uns wieder mit Kraft und Energie.

 

Der Hochkönig Endurance Trail war daher auf allen Linien ein voller Erfolg und wohl kaum der letzte Ultra für uns!!